Diese Studie beschäftigt sich mit der Frage, ob die in der ptolemaischen Geographica unter den Völkern des südosteuropäischen Steppengebietes erwähnten Hunnen mit den Hunnen des Jahres 375 identisch sind. Aus einer eingehenden Analyse der ptolemaischen Angaben und einem Vergleich mit späteren Quellen (Orosius, Ammianus Marcellinus) ergibt sich, dass bei Ptolemaios kein Fehler unterlaufen ist und dass wir zu Beginn des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts tatsächlich mit einem hunnischen Volk am östlichen Rand des Karpatenbeckens rechnen müssen. Schon zu dieser Zeit zeigt sich eine hunnisch-alanische Nachbarschaft, die erst im letzten Viertel des vierten Jahrhunderts voll zur Entfaltung kommt. Dieses Bündnis war es nämlich, das zusammen mit Teilen der Ostgoten während der Wirren nach 375 nach Pannonien zog und dort als römische Föderaten eine gewisse historische Rolle spielte. Die Hunnen, die sich um 380 in Pannonien ansiedelten, waren also keine abtrünnigen Abteilungen der um 375 siegreich nach Westen vordringenden Hunnen. Der Volksname selbst aber konnte als ein politisches Programm für die Flüchtigen dienen.