Beiträge zur Kulturgeschichte des Mittelalters und der Renaissance, 32
GENERAL NOTES
Text of Note
Die Studien über das Denken und die Gedanken des Abtes joachim von Floris haben sich aus Unterliuchungen über spiritualistische Bewegungen des 13. und 14. jahrhunderts ergeben; und dieser Ausgangspunkt ist be deutsam geblieben für die Problemstellung, unter der hier die Geisteswelt Joachims geklärt werden soll. Trotzdem hat sich das Interesse für diesen Denker aus dem größeren Zusammenhang gelöst und eine gesonderte Be trachtung verlangt. jene Bewegungen des späteren Mittelalters - spiritualistisch, frei geistig, antinomistisch oder wie man sie nennen mag - die selbst in ihren Zusammenhängen durch die jahrhunderte und in ihrer Verflechtung mit der allgemeinen Geistesgeschichte noch wenig verstanden sind und noch immer nur sporadisch die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, haben bei allen Bemühungen, ihr historisches Auftreten und ihren geistigen Gehalt zu begreifen, immer wieder eine Erklärung aus der vorausgehenden geistigen Lage gefordert. Was da in Ketzerkreisen, meist unter geistig primitiven Menschen, bildungslosem Stadtvolk, Handwerkern und niederstem Klerus plötzlich sich regt, das steht so außerhalb der offiziellen Denkart jener Zeit ~nd ist doch so wenig bloße Opposition, das ist so deutlich sichtbar die radikal-populäre Ausgestaltung einer ideellen Wendung und läßt sich auch in den extremsten Fällen so klar als Fanatisierung und Verzerrung' einer weltimschaulichen Position durchschauen, daß der soziologisch und historisch denkende Betrachter fragen muß: wo finden wir die geistige Quelle? Haben wir nicht in der vorangegangenen Zeit irgendwo die Ge staltung dieser Ideen im Reich des reinen Denkens? In diesem Zusammenhang ist mehrfach auf joachim von Floris ver.