Von alters her hat sich die geographische Wissenschaft als eine politische Macht er wiesen. Ra tzel. Unendlich groß ist der Schaden, der aus geographischer Unwissenheit erwächst. Sir Thomas Holdich. Burckhardt hat einmal geäußert: "Für jeden Gebildeten besteht eine Pflicht zur Richtigerhaltung seines Weltbildes." In unserer gärenden Gegenwart mit allen ihren Nöten und düsteren Wolken ist insbesondere die Pflicht zur Richtigerhaltung des politischen Welt bi I des dringlicher als in den sonnigen Tagen der Vorkriegszeit. In der zünftigen großen Politik ist heute nicht mehr mit staats-, rechts-und verwaltungswissenschaftlichen Kenntnissen allein auszukommen, sondern wirtschaftliches, erdkundliches, völkerpsychologisches Wissen ist min destens ebenso wichtig geworden. Die Politik ist vielleicht die schwerste der angewandten Wissenschaften, und Außenpolitik ist in unseren Tagen der Weltweite nicht zum wenigsten angewandte Geographie geworden. Von jeher ist aber die Geographie ein Aschenbrödel im Schulunter richt gewesen. Wer weiß, ob unser Volk und seine politische Leitung nicht den siegreichen Ausgang des großen Weltkrieges errungen hätte, wenn ein besseres Verständnis für die großen Zusammenhänge im erd kundlich-politischen Geschehen den Gebildeten, und insbesondere den Volksvertretern und Diplomaten, schon seit 50 Jahren eingeimpft worden wäre! In der auswärtigen Politik sollte sich hinfort überhaupt Niemand mehr betätigen dürfen, der nicht ein gediegenes geographisches, histo risches und weltwirtschaftliches Wissen sein eigen nennt.