Analysen der Verhaltensweisen armer Haushalte mit Umfragedaten
von Hans-Jürgen Andreß.
Wiesbaden
VS Verlag für Sozialwissenschaften : Imprint : VS Verlag für Sozialwissenschaften
1999
1 Analysen der Verhaltensweisen armer Haushalte mit Umfragedaten --; 2 Analyse des Verhaltens: ökonomische, psychologische und soziologische Determinanten --; 3 Arm: Wer ist das eigentlich? --; 4 Auswirkungen von Armut: Deprivation und soziale Isolation? --; 5 Wege in und aus Einkommensarmut: Ursachen und Verlaufsformen --; 6 Einkommensarmut: Ökonomische Versorgungsstrategien zwischen Markt und Staat --; 7 Das Verhalten in ökonomisch prekären Alltagssituationen --; 8 Armut in Deutschland: Prekärer Wohlstand oder die Entstehung einer 'Underclass'? --; Anhang A: Verwendete Umfragen --; A.1 Das Sozio-ökonomische Panel --; A.1.1 Erhebungsdesign des Panels und Programmierung einer Längsschnittdatei --; A.1.2 Berechnung von Einkommensinformationen und Ersetzung fehlender Einkommensangaben --; A.1.3 Vergleich der erfragten und errechneten Haushaltseinkommen --; A.1.4 Auswertung der Panelinformationen und Hochrechnung --; A.2 Die allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften --; A.2.1 ALLBUS 1986 --; A.2.2 ALLBUS 1994 --; A.3 Die Umfrage 'Alltag in Deutschland' --; A.3. I Themenbereiche und Pretests --; A.3.2 Zielgruppe und Stichprobe --; A.3.3 Auswertung der Umfrage und Hochrechnung --; Anhang B: Ergänzende statistische Erläuterungen --; B.1 Bestimmung einkommensbasierter subjektiver Armutsgrenzen --; B.2 Bestimmung der subjektiven Deprivationsarmutsgrenze --; B.3 Ein Probit-Modell mit personenspezifischen Zufallseffekten zur Schätzung des Arbeitsangebots --; Literatur.
Jeder Mensch hat Wünsche, die mit dem Streben einhergehen, sie zu befriedigen. Solche Empfindungen der Menschen nennt man Bedürfnisse (vgl. Endruweitffrommsdorff 1989: 47f., DreverlFröhlich 1970: 57f.). Um welche Bedürfnisse es sich dabei konkret handelt, ist schwierig zu beantworten, denn Bedürfnisse unterliegen einem steten sozialen Wandel. Ob ein bestimmter Zustand überhaupt als Mangelsituation wahrgenommen wird, ist das Ergebnis individueller Bewertungen, bei der soziale Vergleichsprozesse eine entscheidende Rolle spielen. Dennoch findet sich in der Literatur eine Fülle von Versuchen, menschliche Bedürf nisse zu systematisieren. Einer der bekannteren ist die Arbeit von Maslow (1981), der basie rend auf klinischen Untersuchungen die These formuliert, daß zuerst physiologische (Grund)Bedürfnisse befriedigt sein müssen, ehe Bedürfnisse nach Sicherheit, nach Zugehörig keit und Liebe, nach Achtung sowie nach Selbstverwirklichung entwickelt werden. Eine ähnliche Unterscheidung findet sich bei Zapf (1977), der unter Bezugnahme auf Allardt (1973) zwischen materiellen Bedürfnissen (having) sowie weitergehenden Bedürfnissen nach Zugehörigkeit (loving) und Selbstverwirklichung (being) unterscheidet. Empirische Umset zungen beider Konzepte finden sich etwa in Arbeiten der Arbeitsgruppe Soziale Infrastruktur (Hondrich/Vollmer 1983) oder im Rahmen der empirischen Wohlfahrts forschung (Glatzer/Zapf 1984). Eine solche Konkretisierung und Spezifizierung von Bedürfnissen in Objekten und Symbolen, die die jeweilige historische und gesellschaftliche Realität ausma chen, wollen wir im folgenden als Bedarf(e) bezeichnen. Die ökonomische Wissenschaft hat sich traditionell mit den in Geld-oder Mengeneinheiten meßbaren Mitteln der Bedürfnisbefriedigung beschäftigt, also mit Gütern und Dienstleistun gen, die privat oder öffentlich bereitgestellt werden.