Alle durch hierarchische Koordination erzielbaren W ohlfahrtseffekte können, wenn von Transaktionskosten abgesehen wird, auch durch freiwillige Ver handlungen zwischen den Betroffenenen erreicht werden. Diese Grundsatz aussage, das sogenannte Coase-Theorem der ökonomischen Wohlfahrtstheo rie (Coase 1960), ist aus zwei Gründen besonders bemerkenswert: Zum ei nen, weil es die Möglichkeit deutlich werden läBt, gemeinwohlfreundliche Lösungen auch bei egoistischer Orientierung der Beteiligten zu erreichen, zum anderen, weil damit nichthierarchische Formen der Selbstkoordination in den Vordergrund treten. Genau solche Politikformen aber entsprechen zu nehmend dem Problemlösungsstil der modernen Leistungsgesellschaft, in der soziale Probleme effizient, aber im Respekt individueller Freiheit und bei grundsätzlicher Chancengleichheit bearbeitet werden sollen.Angesichts dessen verwundert es nicht, daB das Verhandeln in den letz ten Jahrzehnten zu einem sozialwissenschaftlichen GroBthema geworden ist. Was unter dem Stichwort "bargaining" zunächst nur in der wirtschaftswis senschaftlichen Diskussion breit thematisiert wurde, hat in den achtziger Jah ren unter Überschriften wie "Internationale Regime" und "Verhandlungs theorie" auch Eingang in die sozialwissenschaftliche Diskussion im engeren Sinne gefunden. Vor allem vermittelt durch Arbeiten des Kölner Max Planck-Instituts haben sich grundlegende Konzepte der wohlfahrtstheoreti schen Verhandlungsdiskussion (Nutzenkriterien, mehrebenige Verhandlungs systeme, positive und negative Koordinationsformen, Verhandlungsdilemma, grundlegende Verhandlungs-und Schlichtungstechniken) rasch verbreitet und gehören heute bereits zum festen Wissensrepertoir der politikanalytisch ge prägten Forschung und Lehre.Hierzu beigetragen hat auch die Diskussion über internationale Regime, in deren Rahmen insbesondere Wechselwirkun gen zwischen institutionellen Rahmenbedingungen und Verhandlungsprozes sen ausgeleuchtet und zu Dynamisierungskonzepten verarbeitet wurden.