Mit der vorliegenden qualitativen Untersuchung über "Armutskarrieren" wird das dritte größere empirische Ergebnis der Bremer Forschungen zu "Wegen durch die Sozialhilfe" vorgelegt. In Petra Buhrs Arbeit über die "Dynamik von Armut" (Op laden 1995) wird die Zeitlichkeit von Armut behandelt. Auf der Grundlage repräsen tativer Längsschnittdaten der Bremer Sozialhilfestichprobe untersuchte sie vor allem die Dauer des Sozialhilfebezugs. In Stephan Leibfried, Lutz Leisering u. a., "Zeit der Armut. Lebensläufe im Sozialstaat" (Frankfurt a. M. 1995), wurden die Hauptergeb nisse quantitativer wie qualitativer Analysen von Armutsverläufen zusammengetra gen und sozialpolitisch sowie soziologisch verortet. Der Sozialstaat, so die zentrale These, definiert Lebensphasen, steuert Lebenswege und verbürgt biographische Kon tinuität. Auch die Sozialhilfe ist Teil dieser Lebenslaufpolitik. Sie überbrückt, so das zentrale empirische Ergebnis, vorübergehende Brüche in diskontinuierlicher wer denden Lebensverläufen. Monika Ludwig legt eine Untersuchung von Armutskarrieren zwischen so zialem Abstieg und Aufstieg vor. Lebensläufe und soziales Handeln von Sozialhilfe empflingern werden anhand qualitativer Daten analysiert. Diese Daten wurden in biographisch-narrativen Interviews mit Sozialhilfeempflingern gewonnen, deren Akten ebenfalls zur Bremer Sozialhilfestichprobe gehören. Die qualitativen Daten gehen über die anonymisierten Verwaltungsdaten der quantitativen Erhebung hinaus, da sie genauere Auskunft über Vor- und Nachgeschichte der Sozialhilfe geben. Ohnehin steht im Mittelpunkt, wie die Betroffenen soziale Probleme und Sozialhilfe sehen und damit umgehen, und nicht die Sichtweise der Sozial verwaltung. Die Arbeit ist der soziologischen Lebenslauf- und Biographieforschung zuzu ordnen.