Zur Bedeutung des Zeitfaktors bei geplanten Veränderungen im staatlichen Schulsystem
herausgegeben von Wilhelm Heitmeyer.
Wiesbaden
VS Verlag für Sozialwissenschaften
1982
185S
Das yom Land Nordrhein-Westfalen gegrUndete und getragene "For schungs- und Entwicklungszentrum fUr objektivierte Lehr- und Lern verfahren" (FEoLL) ist in mindestens zweifacher Weise mit dem Fak tor "Zeit" im Bildungswesen besonders verbunden. Zum einen kann die GrUndung des FEoLL an der Wende von den 60er zu den 70er Jahren als Ausweis einer fUr Reformvorstellungen und -versuche im Bildungswe sen besonders gUnstigen Zeit angesehen werden. Zum anderen sollte durch die GrUndung die wechselseitige EinfluBzeit zwischen wissen schaftlich-technischer sowie sozialwissenschaftlicher Entwicklung und dem Bildungswesen, zwischen Reformerfordernissen und Reform prozessen, zwischen ReformmaBnahmen und ihrer Wirkungsfeststellung verklirzt werden. Aufgrund dieser doppelten Beziehung zum Faktor "Zeit" konnen die in diesem Band vorgelegten Analysen zur Bedeu tung der Zeit bei geplanten Veranderungen im staatlichen Bildungs wesen auch als Folie fUr die Reflektion der Wirkungsbedingungen, der Wirkungen und der Fehlwirkungen von Institutionen wie dem FEoLL angesehen werden. Den Beitragen dieses Bandes unterliegt ein gesellschaftliches Grundverstandnis, daB es ein entscheidendes Merkmal demokratischer Organisationen ist, zu jeder Zeit Verbesserungen fUr "an der Zeit" zu halten. Zu dieser Auffassung bekennen sich - zumindest deklama torisch - auch die politischen Entscheidungstrager und die Bil dungsadministration. Jedoch kommt es in der Praxis von Reformbe mlihungen zum staatlichen Schulsystem haufig zu Friktionen, die nicht zuletzt durch unterschiedliche Interessen zum Faktor "Zeit" begrlindet sind oder durch unterschiedliche Instrumentalisierungen des Zeitfaktors in Erscheinung treten.